Bin ich Stadträtin? Ich bin Stadträtin!
Was bisher geschah I Bin ich Stadträtin? Ich bin Stadträtin! Wie es sich für die SpitzenkandidatInnen und -kandidaten der sehr gute Partei Die PARTEI gehört, gegossen wir noch am Wahlabend unser bestes Wahlergebnis bei einer Stuttgarter Kommunalwahl seit Kriegsende. Natürlich auf Stadtkosten, die läd nämlich alle kandidierenden Listen zur Auszählung ein. Auch wenn die Auszählung der kommunalen Stimmzettel noch 3 Tage länger dauern sollte. Eigentlich wollten sich diverse Menschen, vornehmlich Männer der großen Parteien, von der Presse interviewen und ablichten lassen. Um gleich richtig groß raus zu kommen haben wir uns stilecht vor die Kamera des SWR begeben:
Das Essen war wie immer etwas spärlich aber gut, immerhin Wein und Bier ging nicht aus.
Am nächsten morgen blühte mir wieder der schnöde Alltag in meinem bürgerlichen Leben, Unterricht zur ersten Stunde bis zur neunten, Hurra!
Doch schon beim Betreten des Schulgebäudes spürte ich eine Veränderung, denn schon vor 8 Uhr versuchte mir bereits der erste Kollege zum errungenen Mandat zu gratulieren. Das setzte sich so fort, man habe mir nicht nur die eigenen drei möglichen Stimmen gegeben, sondern auch gleich auf dem Stimmzettel des Partners die entsprechenden Striche gemacht, berichtete eine Kollegin. Ihre neue Stadträtin dankt!
Doch die offiziellen Ergebnisse ließen noch bis Freitag auf sich warten, doch dann stand fest, ich ziehe mit insgesamt 207.970 Stimmen für die Liste von Die PARTEI und 15491 Stimmen für mich mit einem Mandat in den Stuttgarter Stadtrat.
Auf diesen Schock musste ich mich erstmal betrinken, hieß es doch, dass nun fünf Jahre auf mich zu kommen, die Nichts gleichen, was ich je erlebt oder wirklich geplant hatte. Hab ich mich echt betrunken, gute Frage, ich weiß es nicht mehr, seither ist so viel passiert.
Denn schon bevor die Auszählungsergebnisse veröffentlicht wurden gingen die ersten Gespräche über Kooperationen im zukünftigen Gemeinderat los, vor allem Menschen, die ich im Wahlkampf kennenlernen durfte und die sich über ihr Mandat noch sicherer zu sein schienen als ich, nahmen Kontakt zu mir auf. Also noch bevor klar war, ob ich jemals für all die Arbeit, die bis dahin schon in dieses Abenteuer geflossen war, eine Entschädigung in Form von Geld sehen werde, kam noch mehr Arbeit auf mich zu.
Natürlich versuchte ich diese sogenannten Fraktionsgespräche so zu gestalten, dass mein Gegenüber die Chance hatte mich gut zu umwerben, viele Zugeständnisse und vor allem Infos über das, was da vor mir lag offen zu legen und selbst gleichzeitig möglichst nichts zu versprechen. Das hat nur so mäßig geklappt, ich zahlte meinen Kaffee meistens selbst, nur die Grünen haben mir im Fraktionsbüro einen Sprudel ausgegeben. Ich muss wohl noch viel lernen.
Da war schnell klar, ich mach doch lieber was Neues mit Menschen die ich wenigstens gern um mich haben möchte und die gut aussehen, dazu zählt natürlich, dass sie vor allem unter 40 Jahren alt sind (jaok, in Ausnahmen minimal drüber is ok wenn der Style passt) . So kam es nach eigentlich gar nicht viel Hin und Her, sondern eher sehr angenehmen Telefonaten, Chats und Treffen dazu, dass ich mit einem meiner Berater, ja sowas braucht Mensch in der Politik (auch wenn ich den aktuell noch nicht bezahlen kann für seine Hilfe), dass sich PULS (diePARTEI Und junge Liste mit Stadtisten) gründete, wenn auch der Name nochmal fast zwei Wochen Diskussion bedeutete.
Das war der erste Streich.